Der Retainer: 8 hilfreiche Tipps zu Kosten, Arten, Vor- & Nachteile
Dass sich Zähne ein Leben lang verschieben, ist leider nicht nur ein Mythos. Umso ärgerlicher ist es, wenn man nach einer langwierigen und kostspieligen Behandlung bemerkt, dass sich die Zähne wieder in ihre Ursprungssituation zurückbewegen. Aus diesem Grund ist es ratsam, nach einer kieferorthopädischen Behandlung eine gewisse Stabilisierungszeit mit einzukalkulieren. Die Stabilisierung, oder auch „Retention“ genannt (englisch: (to) retain= festhalten, stabilisieren), kann mithilfe verschiedener Techniken erfolgen. Eine der effektivsten davon ist die Stabilisierung mit Hilfe eines festsitzenden Retainers. Doch was genau ist dieser kleine Klebedraht hinter den Zähnen und auf was für Kosten müssen Sie sich einstellen?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Arten von Retentionsgeräten
- 2 Warum die Stabilisierung wichtig ist
- 3 Darauf sollte besonders geachtet werden
- 4 Behandlungsverfahren des Retainers
- 5 Unterschiede zwischen Lingual- und Palatinalretainer
- 6 Kontrolle des Retainers bei Ihrem Kieferorthopäden
- 7 Kosten und Gewährleistung
- 8 FAQ zum Thema Retainer
Das Wichtigste in Kürze:
- Um die Rückstellung der Zähne in die ursprüngliche Position (Rezidiv) zu vermeiden, wird empfohlen, das erreichte Behandlungsergebnis zu stabilisieren.
- Ein Retainer ist ein dünner Metalldraht, der aus Stabilisierungsgründen hinter den Zähnen angebracht wird.
- Der größte Vorteil des Retainers ist, dass er unsichtbar und fest auf den Zähnen aufgeklebt wird und seine Funktion 24 Stunden am Tag entfaltet.
- Die Kosten für einen Retainer sind privat zu tragen und liegen bei ca. 300 Euro pro Kiefer.
Arten von Retentionsgeräten
Zur Stabilisierung eines kieferorthopädischen Ergebnisses gibt es verschiedene gängige Möglichkeiten. Man unterscheidet generell zwischen:
- herausnehmbaren Retentionsgeräte (Retentionsschienen und Retentionsplatten)
- festsitzender Retainer
Herausnehmbare Apparaturen bzw. Retentionsgeräte
Herausnehmbare Apparturen bzw. Retentionsgeräte sind Geräte, die die Patienten selbstständig in den Mund eingliedern sowie herausnehmen können. Sie entfalten ihre Wirkung entsprechend der Verweildauer im Mund und werden vom Patienten hauptsächlich nachts während des Schlafens getragen.
Da sie sichtbar sind und oft auch das Essen und Sprechen beeinträchtigen, eignet sich diese Art von Stabilisierung nur geringfügig für das Tragen tagsüber. Auch ist die Compliance (Motivation, Mitwirkung) der Patienten nach einer langwierigen Behandlungszeit oft gering und das Risiko des „Nichttragens“ dementsprechend groß. Aus diesen Gründen wird die Retention mittels eines festsitzenden, unsichtbaren Retainers sehr viel stärker toleriert und lässt sich einfach und kaum merkbar in den Alltag integrieren.
Wenn Sie sich noch mehr über herausnehmbare Apparaturen zur Retention informieren möchten, schauen Sie gerne in unserem Artikel „Herausnehmbare Retentionsgeräte“ vorbei.
Der festsitzende Retainer
Der festsitzende Retainer (bzw. Kleberetainer) ist ein dünner, gezogener oder geflochtener Draht aus einer Edelstahl- oder Goldlegierung, der mit Hilfe der adhäsiven Klebetechnik hinter die Frontzähne des Ober- und/oder Unterkiefers befestigt wird (meist von Eckzahn zu Eckzahn). In manchen, seltenen Fällen ist es notwendig, noch zwei weitere kleine Backenzähne mit in das Kleben einzubeziehen.
Vorteile des Retainers
- Innenliegend und unsichtbar
- Stabilisierende Wirkung 24 Stunden täglich
- Erfordert keine Mitarbeit des Patienten
- Kann weder verloren noch vergessen werden
Aus diesen Gründen ist der Retainer eine komfortable und sichere Methode, die Zähne auch langfristig in ihrer gewünschten Position zu halten und um eine unerwünschte Zahnwanderung bzw. Zahnbewegung zu verhindern.
Warum die Stabilisierung wichtig ist
Durch eine kieferorthopädische Behandlung werden Zähne aus ihrer ursprünglichen Position in eine optimierte Position bewegt. Dabei wird Knochen auf der einen Seite abgebaut, zu der der Zahn hinbewegt werden soll, während Knochen auf der ursprünglichen Seite angebaut wird. Durch diese Bewegungsprozesse werden Knochenlamellen gelockert und Bindegewebsfasern gedehnt.
Somit stehen die Zähne während und unmittelbar nach der aktiven Behandlungszeit geringfügig gelockerter im Knochen als sie ursprünglich standen. Aus diesem Grund bewegen sie sich, ohne Stabilisierung, einfacher in ihre ursprüngliche Stellung zurück (Rezidiv).
Aus diesen Gründen ist es sinnvoll, nach einer aktiven kieferorthopädischen Behandlung, eine Form der Stabilisierung (Retention) des Behandlungsergebnisses durchzuführen.
Darauf sollte besonders geachtet werden
Besonders bei genetisch bedingten Fehlstellungen der Zähne und der Kieferbasen, ist das Risiko eines Rezidivs sehr hoch. Jedoch auch bei erworbenen Zahnfehlstellungen, bei frontalen Engständen, Lücken oder Rotationen von Frontzähnen kann häufig ein Rezidiv auftreten. Zur „kritischsten Phase“ zählen dabei die ersten zwei Jahre nach Abschluss der Behandlung. Jedoch kann auch darüber hinaus nicht garantiert werden, dass sich die Zähne nicht wieder verschieben werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Zähne ohne eine Form der Stabilisierung wieder verschieben, liegt innerhalb von 10 Jahren bei ganzen 90%. Aus diesem Grund wird allgemein empfohlen, die Phase der Retention so lange wie möglich zu halten, am besten ein Leben lang (Dauerretention).
Behandlungsverfahren des Retainers
Der Retainer wird entweder direkt im Mund des Patienten angefertigt und geklebt (chair-side) oder aber im Labor durch eine Zahntechnikerin hergestellt, was jedoch eine vorherige Abdrucknahme mit einer plastischen Abformmasse und die Herstellung eines Gipsmodells erfordert.
Bei beiden Verfahren wird der dünne Draht an die individuelle Zahnform angepasst und passiv und spannungslos an die Innenseite der Zähne geklebt. Dafür werden die Zahninnenflächen mit einer niedrigprozentigen Säure vorbehandelt, die den Schmelz aufnahmefähig für den speziellen Dentalkleber macht und somit die Verbindung zwischen Zahn und Retainer auf nichtinvasive Weise ermöglicht. Wie viele Zähne und Kiefer mit einem Retainer ausgestattet werden, ist abhängig von der individuellen Situation und Zahnfehlstellung.
Unterschiede zwischen Lingual- und Palatinalretainer
Vor allem bei einem tiefen Biss (Oberkiefer Frontzähne bedecken einen Großteil der Unterkiefer-Frontzähne) muss häufig auf die Anbringung eines Oberkiefer-Retainers (Palatinalretainer) verzichtet werden, da sich die Patienten mit den unteren Frontzähnen auf den Retainer beißen und diesen somit lockern können. In diesem Falle muss für den Oberkiefer auf häufig auf herausnehmbare Retentionsgeräte (z. B. Retentionsschienen) zurückgegriffen werden.
Im Unterkiefer bzw. im Unterkieferbereich kann in der Regel problemlos ein so genannter Lingualretainer angebracht werden und eine zusätzliche Retention ist nicht immer zwingend notwendig.
Kontrolle des Retainers bei Ihrem Kieferorthopäden
In vielen Praxen finden Kontrolltermine nach Beendigung der kieferorthopädischen Behandlung einmal jährlich statt. Einige kieferorthopädische Praxen bieten jedoch engmaschigere Kontrollen in Abständen von drei bis sechs Monaten an.
Dabei begutachtet der Kieferorthopäde die Klebestellen des Retainers sowie die Qualität des Retainerdrahtes, und auch, ob das Behandlungsergebnis seit Behandlungsende stabil geblieben ist.
Kosten und Gewährleistung
Die Kosten für einen Retainer müssen in den meisten Fällen privat getragen werden und liegen bei ca. 300 Euro pro Kiefer. Ob es dabei eine Gewährleistung gibt und wie lange diese gilt, ist von Praxis zu Praxis individuell geregelt. Auch ist es abhängig von den Konditionen der jeweiligen Praxis, ob Reparaturen des Retainers gewährleistet werden oder ob der Patient selbstständig für Reparaturen aufkommen muss.
Übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten?
Leider nein. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen lediglich die Kosten für herausnehmbare Retentionsplatten. Auch sämtliche Reparaturkosten für die Retentionsplatte, die während einer Zeitspanne von zwei Jahren anfallen, werden von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel übernommen.
Nur in sehr seltenen Fällen, wie bei extremen Engständen der Unterkiefer-Frontzähne, werden die Kosten für einen festsitzenden Retainer von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet, jedoch ist auch dies abhängig von der individuellen Situation.
Wird die Stabilisierungsphase frühzeitig von Patientenseite aus abgebrochen, dürfen keinerlei Ansprüche an die Krankenkassen gestellt werden; die Behandlung gilt somit als beendet. Deswegen ist von frühzeitiger Beendigung der Retentionsphase dringend abzuraten.
Übernehmen die privaten Kranken- und Zahnzusatzversicherungen die Kosten?
Bei den privaten Krankenversicherungen und Zahnzusatzversicherungen ist es tarifabhängig, ob die Retainerbehandlung vollständig, teilweise, oder gar nicht übernommen wird, wobei die meisten Policen die Kosten fast vollständig abdecken. Es wird daher empfohlen, sich vor Behandlungsbeginn bei der jeweiligen Versicherung zu informieren, welche Formen der Retention übernommen werden und welche nicht.
FAQ zum Thema Retainer
Die Stabilisierung mittels eines festsitzenden Retainers sollte im besten Falle ein Leben lang stattfinden. Besonders in den ersten zwei Jahren nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung ist der Kieferknochen noch gelockert, Sehnen und Bänder gedehnt und der gesamte dentoalveoläre Apparat noch instabil.
Aus diesem Grund ist es ratsam, vor allem in dieser kritischen Phase eine adäquate Stabilisierungsphase zu gewährleisten, damit sich Zähne und Kieferknochen festigen können und sich nicht in die ursprüngliche Position zurückbewegen. Da ein Rezidiv (Rückstellung in die ursprüngliche Position) nicht vorhergesehen und ausgeschlossen werden kann, empfiehlt es sich, sich auf eine Dauerretention einzustellen, damit das erreichte Behandlungsergebnis auch langfristig gehalten werden kann.
Grundsätzlich ist die Stabilisierung mittels eines festsitzenden Retainers eine Privatleistung. Abhängig von den Konditionen der kieferothopädischen Praxis kommen auf die Patientin Kosten von ca. 300 Euro pro Kiefer zu. Ob es möglich ist, einen Retainer in beiden Kiefern anbringen zu lassen, ist abhängig von der individuellen Bisslage des Patienten.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel nur herausnehmbare Retentionsplatten. Lediglich in speziellen Ausnahmefällen (starke Engstände der Unterkiefer-Frontzähne) werden die Kosten für einen festsitzenden Retainer von den Krankenkassen erstattet.
Bei privaten Krankenversicherungen und Zahnzusatzversicherungen ist es tarifabhängig, ob die Kosten für einen festsitzenden Retainer ganz, teilweise oder gar nicht übernommen werden. Aus diesem Grund lohnt es sich, in den Versicherungsbedingungen nachzulesen und sich vorab über die Kostenübernahme des eigenen Tarifs zu informieren.